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Segeln auf Plattbodenschiffen

vom:
01.04.2007
bis:
08.04.2007
wer:
ab 14 Jahren

Der mutige Captain

Vor langer, sehr langer Zeit, als noch mächtige Galeeren die Meere beherrschten, wurden ein Captain und seine Seemänner von einem Piratenschiff bedroht. Als die Mannschaft drohte, in Panik zu verfallen, wandte sich der Captain an seinen ersten Maat und schrie: "Bring mir mein rotes Hemd!" Der erste Maat folgte dem Befehl, und nachdem der Captain es angelegt hatte, führte er seine Männer in den Kampf gegen die Piraten. Obwohl einige Verluste hingenommen werden mussten, wurden die Piraten dennoch vernichtend geschlagen.

Etwas später am selben Tag, meldete der Ausguck zwei Piratenschiffe, die sich auf Abfangkurs befanden. Die Mannschaft, die sich gerade mal vom ersten Überfall erholt hatte, zuckte furchterfüllt zusammen, aber ihr Captain, ruhig wie immer, wandte sich wieder an seinen ersten Maat: "Bring mir mein rotes Hemd!" Und wieder entbrannte ein heftiger Kampf mit den Piraten, und wieder wurden sie zurückgeschlagen, obwohl dieses mal mehr Verluste hingenommen werden mussten.

Am Abend dieses schweren Tages saß die erschöpfte Crew mit ihrem Captain an Deck und ließ die Ereignisse Revue passieren. Einer der Matrosen fragte den Captain: "Sir, warum rufen Sie immer nach ihrem roten Hemd, bevor sie kämpfen?"

Der Captain sah dem Matrosen tief in die Augen und sagte: "Wenn ich im Kampf verwundet werde, kann man die Wunde wegen des roten Hemds nicht sehen, also sinkt die Moral nicht und alle kämpfen mutig weiter!"

Die Männer saßen schweigend und bewunderten die Weisheit und Voraussicht ihres mutigen Captains. Als die Morgendämmerung kam, verkündete der Ausguck, dass weitere Piratenschiffe, zehn an der Zahl, sich näherten - bereit zum entern! Es wurde still an Deck und alle sahen hoffnungsvoll zum Captain, ihrem Führer, warteten, dass er seinen üblichen Befehl gab.

Und der Captain, ruhig wie immer, wandte sich an seinen ersten Maat und meinte: "Bring mir meine braunen Hosen..."

Eigentlich wollte ich den Pimpfen ja den Vortritt lassen, die Erlebnisse festzuhalten, da aber bislang keiner etwas geschrieben hat, übernehme ich das hier mal.

Es war ein beschaulicher morgen an dem wir uns mit dem ganzen Gepäck an der Paul-Gerhardt-Kirche getroffen haben, um den Bulli alles zu verstauen. Sogleich ging es dann auch los Richtung Ijsselmeer in Holland.

Da uns das gecharterte Plattbodenschiff erst ab abends zur Verfügung stand, steuerten wir zunächst Lelystad an. Dort wird in traditioneller Handarbeit ein altes Segelschiff die "7 Provincien" gebaut. Das fertige, die "Batavia" liegt bereits im Hafen. Das sind Schiffe á la "Fluch der Karibik" mit Kanonendeck usw... Wir erkundeten das Gelände, liessen uns ein wenig herumführen und durchstöberten alle Decks und Ecken auf der Batavia.
Heddalon fuhr zunächst mit der kleineren Gruppe vor, um dann unser Boot in Empfang zu nehmen und zu checken. Wir stiessen kurze Zeit später hinzu. Das ganze Material wurde in das Boot transferiert. Da es bereits zu spät zum Auslaufen war, verbrachten wir die Nacht noch dort.

Direkt nach dem Frühstück hörten wir gespannt den Wetterbericht, der uns rund 3 Windstärken ankündigte. Unterhaltsam war zunächst das Ablegemanöver. Die 2 Jungs an der Vorleine waren der Meinung, dass "Leinen Los!" bedeutet, dass Seil an Land, bzw. ins Wasser zu schmeissen. So wendeten wir bei der nächsten Gelegenheit, um unsere Vorleine wieder einzusammeln. Dann konnte es also richtig losgehen. Da die kleinen Kanäle alle zu klein sind, mussten wir natürlich erstmal mit Motor fahren. Das störte die Jungs aber nicht, die sich dann mit der Isomatte auf dem "Sonnendeck" breit machten. Einige Zeit später passierten wir dann die bekannten Hebebrücken. Zur Mittagszeit fuhr auch ein Haus an uns vorbei. Es sah nämlich nicht aus wie ein Hausboot, sondern war ein schwimmends Haus, hatte jedoch einen Motor um sich fortzubewegen. Dann kam die letzte Brücke in Sicht, die unmittelbar in eine Schleuse lief und im Anschluss eröffnete sich dann das Ijsselmeer. Wir waren nun jedoch schon längere Zeit unterwegs und entschieden uns, hier direkt in den alten Hafen von Stavooren einzulaufen. Auf Anfrage teilte uns der Skipper, der Heddalon mit, dass wir an der Kaimauer vor uns zwischen zwei Booten anlegen wollten. Bei einer Bootslänge von 14,50 und einer Parklücke von 15 Metern eine anspruchsvolle Aufgabe. Nunja, die Scheuerleiste des vorderen Bootes musste ein wenig darunter leiden. Sonst aber kein Problem ;-) Wir teilten die Aufgaben ein, Klar schiff machen, Toiletten ausfindig machen und einkaufen. Abendessen während des Sonnenuntergangs und dann ab in die Kojen.

Während der Nacht fing das Schiff merklich an zu schaukeln und der Blick aus den Luken am nächsten Morgen bestätigte es uns. Der Wind hatte deutlich zugenommen und drückte uns gegen die Kaimauer. Nach dem Frühstück verschoben wir das Auslaufen um 1 Stunde, da selbst das Schiff hinter uns mit Seitenstrahlruder schwerlich gegen den Wind von der Kaimauer weg kam. Schwimmwesten wurden angezogen, dann machten auch wir die Leinen los. Hinter den Wellenbrechern gings dann gleich ab. Die Wellen brachen über das Vorschiff ein und spritzen bis achtern. Die Leute auf dem Vorschiff bekamen bei jeder Welle eine Komplettwäsche. Aber die Stimmung war gut. Wir versuchten uns immer, irgendwie festzuhalten. Doch nach dem setzen der Fock war alles bis in die Unterwäsche nass. Das Schiff schaukelte natürlich noch und alsgleich eröffnete Pille die Saison und erbrach über die Reeling. Ihm folgte direkt Mozi, Raoul, Carsten und Annkristin. So segelten wir dahin. Wir holten zur Orientierung den OnBoard-Kompass raus, mussten jedoch Feststellen, dass dieser auf diesem Stahlschiff immer nach Norden zeigte, egal in welche Richtung man fuhr. Somit war er unbrauchbar. Da man aber auf dem Ijsselmeer immer irgendwo Land sehen kann, orientierten wir uns an den Gebäuden. Plötzlich kam der Abschlussdeich in Sicht, sodass wir uns südlich hielten. Wir steuerten den Hafen von Medemblik am Westufer an. Sogleich ging es auch unseren Seekranken wieder gut. Am Abend hat Heddalon noch auf einer Runde Landgang einen an die Leichtmatrosen ausgegeben.

Am nächsten Morgen bekam Hanno erstmal Ärger mit der Putzfrau der Sanitäranlagen. Man wirft dort 20 Cent Eintritt in das Geldkästchen, aber er hoffte, dass es nicht auffällt, wenn man nur 1 Cent einwirft, klingt immerhin nach Geld. Während des Frühstücks blickten wir auf der anderen Seite des Hafenbeckens auf ankommende Militärs. Die verpackten ihre Gewehre wasserdicht, Kleiden sich und betanken ihre Speedboote. Auf Rücksicht der Seekranken vom Tage zuvor beschlossen wir, unser Vorhaben auf die Nordsee raus zu fahren zu verwerfen und uns in seichtem Wasser im Süden des Ijsselmeeres zu verweilen. Nach dem Auslaufen dirket stellten wir jedoch fest, dass entgegen der Wettervorhersage nur ein kleines Lüftchen wehte und wir drehten sofort Richtung Norden. Mit rund 2 Knoten kreuzten wir also gegen den Wind wieder Richtung Ostufer. Es erinnert ein bisschen an eine Kaffeefahrt und ich machte mich dran, direkt Tee zu kochen. Am Steuer wechselten wir uns ab. Mozi schaffte es noch, am Steuer seine Tasse Tee aufzunehmen, dabei völlig die Orientierung zu verlieren und dann eine Wende zu fahren. Auf dem GPS konnten wir deutlich den Kreis sehen, den wir so gefahren waren. Dann erreichten wir Hindeloopen. Auf dem Erkundungsgang entdeckten wir das Schwimmbad im Jachthafen und wir einigten uns, dass die Pimpfe schwimmen gehen konnten, dann jedoch das Abendessen ausfiel.

Am nächsten Morgen füllten wir noch rasch unsere Vorräte aus dem lokalen Supermarkt wieder auf. Ich trieb die Meute ein wenig an, da mir die Trödelbande langsam wieder etwas nervig wurde. So schafften wir es tatsächlich wenige Minuten vor unserer geplanten Zeit auszulaufen. Mit ein bisschen mehr Wind als am Vortag kreuzten wir weiter nach Norden Richtung Schleuse auf die Nordsee raus. Dahinter befand sich noch eine Autobahnbrücke. Wir mussten längere Zeit warten, denn diese Brücke wird für die Segelschiffe nur geöffnet, wenn sich mehrere versammelt haben. Dann steuerten wir Richtung der westfriesischen Inseln. Texel oder Terschelling, wir entschieden uns für ersteres. Wir befanden uns jetzt in Gezeitengewässer und hatten die Zeiten so gewählt, dass wir mit der Strömung fuhren. Wir segelten entlang der Sandbänke und ich hielt ausschau nach Seehunden. Und tatsächlich konnte ich nach einiger Zeit des Suchens einen entdecken, der dort im Wasser schwamm und sein Köpfchen aus dem Wasser hob. Später noch einen zweiten. Der Wind liess nach und am nachmittag dümpelten wir wieder mit nur 1,5 Knoten im Wasser rum. Als dann die Strömung langsam umkippte und gegen uns zog, bargen wir die Segel und fuhren mit Motor. Am Abend erreichten wir Oudeschild auf Texel. Der Jachthafen war ziemlich eng angelegt, um so mehr verwunderte mich, dass die grössten Boote ganz nach hinten durchkurven mussten. Eigentlich wollten wir noch einkaufen, die Geschäfte hatten jedoch schon geschlossen. Um am folgenden Tag wieder Richtung Heimat zu steuern, mussten wir, um die Strömung für uns zu nutzen entweder um 6 Uhr morgens oder abend auslaufen. Zunächst dachten wir an morgens, jedoch glaubten wir, dass eine Nachtfahrt interessanter werden könnte. Wir zahlten noch die horrenden Hafengebühren, gingen Duschen und Abendessen.

Nach dem Frühstück durfte das Schiff erst verlassen werden, nachdem alles aufgeräumt war. Die Kojen der Pimpfe sahen ziemlich unordentlich aus. Pille und Mozi wollten dann noch in der Nordsee baden, obwohl die Wassertemperatur weniger als 10°C entsprach. Der Rest des Tages war zur eigenen Verfügung und jeder verbrachte sie auf seinen Weise. Einige Jungs wanderten nach Den Bourg und mussten hinterher sogar noch den Bus nehmen, um pünktlich wieder am Schiff zu sein. Ich war noch Fischessen und bin danach meinen Einkaufspflichten nachgekommen. Die Texeler Fischfangflotte war am morgen eingelaufen, aber da wo dranstand: "verse garnalen" war weit und breit keiner zu sehn. So musste ich dann auf den Fischhandel zurückgreifen, wohin diese offensichtlich geliefert wurden. Das Museum schien zwar interessant, jedoch wäre das mit der Zeit etwas knapp geworden. Pünktlich um 17 Uhr konnten wir ablegen. Wir segelten wieder über das Meer. Entlang der Sandbänke, die jetzt sogar im trockenen lagen und sich einige "Honks" (Seehunde) sonnten. Wir trieben mit Wind und Strömung zu Spitzenzeiten mit 8,5 Knoten dahin. Zwischenzeitlich pulte ich noch meine erworbenen Krabben, die ich mit Christiane und Heddalon verspeisten. Das nächste Ereignis geschah auf Höhe der Boje D12 der Fahrwassermarkierung. Raoul hielt zur Zeit das Steuer und fuhr entlang der Tonnen. Die Strömung zog dann nur etwas seitwärts und der schnell gerufene Skipper konnte auch das Boot nicht mehr davor bewahren mit der Tonne zu kolidieren. Falls nicht bekannt, diese Bojen sehen immer klein aus, haben aber auch einen Durchmesser von rund 3 - 4 Metern. Den Zuruf "Festhalten!" war ernst gemeint, denn das rummst ganz ordentlich. Resultat war eine Beule Steuerbords vorne und derjenige, der dort gerade in seiner Koje pause machte, flog fast aus dem Bett. Es folgten ein schöner Sonnenuntergang und die ersten Sterne. Die Bojen fingen jetzt auch an zu blinken und am Horizont konnte man eine richtige Lichterkette in allen Farben sehen. Pille macht es sich auf dem Vorschiff mit einem Fernglas bequem. Seine Aufgabe war es, die unbeleuchteten Tonnen zu lokalisieren und rechtzeitig zu warnen. Äquivalent wurde unten die aktuelle Position und Kurs auf der Seekarte abgeglichen. Und so schipperten wir kurz vor Mitternacht wieder auf die Autobahnbrücke zu. Wir warteten längere Zeit und mit den Ferngläsern konnten wir dann auch erkennen, dass die Brücke nicht mehr besetzt war. Auf Kanal 18 hätten wir jemanden erreichen können, jedoch hatten wir kein Funk an Bord. Wir entschieden uns, dort an dem Anleger den morgigen Tag abzuwarten.

Wir passierten am Morgen dann also Brücke und Schleuse und segelten gemächlich am Ufer entlang nach Süden zurück Richtung Stavoren, um wieder in die Kanäle zu kommen, denn am folgenden Tag mussten wir das Boot zur Mittagszeit gesäubert zurückgeben. Auch dieser Tag, wie eigentlich alle, beglückte uns wieder mit Sonne. Die Brücken und Kanäle waren uns ja bekannt und auch sonst geschah nichts erwähnenswertes. Am späten nachmittag legten wir also wieder in Gastmeer, dem Heimatliegeplatz an.

Es war jetzt der Ostersonntag. Der Sonntag, an dem wir uns leider von dem Schiff wieder trennen mussten. Komplettreinigung von vorne bis achtern. Mozi erfreute sich das Wasser, vermengt mit Öl, mit einem Schwamm aus dem Motorraum aufsaugen zu dürfen. Pille schrubbte die Bordlatrine und auch die anderen hatten Ihre Aufgaben. Das Gepäck wurde wieder auf die Autos umgeladen und dann hiess es "Heimfahrt". Einige hatten sogar schon einen kleinen Sonnenbrand im Gesicht von der vielen Sonne. Mit Aussnahme einiger Experten, die jede Gelegenheit genutzt hatten unter Deck Karten zu spielen. Poker war meiner Kenntnis nach der Renner, richtig Carsten? *gg*
Für mich war es wieder eine tolle und gelungene Aktion, die ich gerne wiederholen möchte!

Ich füge hier noch meinen herzlichen Dank an den Skipper "Heddalon" an!

Ahoi!
Euer Smeagol


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